Quartiersmanagement - was ist das?

Was ist Quartiersmanagement? Gegenwärtig wird das Wort "Quartiersmanagement" oft synonym für unterschiedliche Konzepte verwendet, die von verschiedenen Ansatzpunkten ausgehen. Um die Unterschiede zu verdeutlichen, werden die verschiedenen Formen des Quartiersmanagements im Folgenden kurz erläutert und voneinander abgegrenzt. Grundsätzlich aber ist Quartiersmanagement eine Maßnahme der Stadtentwicklung, die einen bestimmten Stadtteil aufgreift, welcher durch ein innovatives und aktivierendes Management in verschiedener Hinsicht gefördert werden soll. Hierbei geht es darum, verschiedene Akteure des Viertels, wie Anwohner und Gewerbetreibende, aber auch Akteure aus den Bereichen Verwaltung, Politik, privater Wirtschaft und Vereinen an einen Tisch zu bringen um einen Selbsthilfeprozess zu aktivieren.

Das Quartiersmanagement im Sinne der "sozialen Stadt"

Das Quartiersmanagement ist ein Länder-Programm mit dem Untertitel "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt". Es wurde entwickelt, um benachteiligte (Wohn-) Quartiere aufzuwerten und um der zunehmenden sozialen und räumlichen Spaltung in den Städten entgegenzuwirken. Das Quartiersmanagement wird meistens von einer Person geführt, die vor Ort in einem Stadtteilbüro, die Anlaufstelle für die Bewohner ist. Das Quartiersmanagement soll die Bürgerinnen und Bürger motivieren sich in den Entwicklungsprozess ihres Viertels einzubringen. Darüber hinaus ist das Quartiersmanagement Vermittler und Berater der Bewohnerinnen und Bewohner. Grundlage für die Arbeit im Viertel ist ein integriertes Handlungskonzept, welches ein Leitbild für alle wichtigen Maßnahmen im Quartier beinhaltet wie zum Beispiel die Finanzierung, die zeitliche Abfolge der Maßnahmen. Das Quartiersmanagement der sozialen Stadt stellt eine Herangehensweise oder Strategie "von unten" da. Das heißt, die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und Akteure im Viertel ist maßgebend. Sie sollen dauerhaft in den Entwicklungsprozess eingebunden werden; über die Artikulation von Bedürfnissen werden Maßnahmen und Projektideen von den Bewohnern direkt mitgetragen.

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Quartiersmanagement als Strategie privater Eigentümer/ Business Improvement District - BID

Ein weiterer Ansatz ist das Quartiersmanagement als Strategie von privaten Immobilieneigentümern in Zusammenarbeit mit den Kommunen. Ein aus dem angelsächsischem Raum stammender Ansatz ist das Business Improvement District (BID), ein auf gesetzlicher Basis geregelter (Pflicht-) Zusammenschluss von Eigentümern und Mietern in vorwiegend vom Einzelhandel geprägten Innenstadtquartieren.
Erreicht werden soll mit diesem Ansatz eine langfristig angelegte Entwicklung, Positionierung und Vermarktung eines Quartiers.


Ein BID hat das Ziel wirkungsvolle kleinräumige Umfeldverbesserungen durchzuführen. Dies kann z.B. durch Steigerung von Sicherheit und Sauberkeit im öffentlichem Raum, die Aufwertung des Straßenbildes durch Pflasterung und Möblierung, aber auch durch Marketing und die Ansiedlung neuer Betriebe erreicht werden.
Ein BID basiert auf einer Abgabe der Grundeigentümer eines abgegrenzten Gebietes (z.B. Straßenzug, kleines Quartier), die als Aufschlag auf die Grundsteuer von der Kommune erhoben und an eine private Managementgesellschaft (von den Grundeigentümern gegründet) weitergeleitet wird. Die Einrichtung eines BID kann nur auf Initiative der Grundeigentümer und der ansässigen Betriebe eingeleitet werden. Voraussetzung ist aber eine Mehrheit der Grundeigentümer! Durch ein Landesgesetz werden alle Grundeigentümer im BID zur Zahlung der Abgabe verpflichtet. Am Ende der Laufzeit löst sich das BID automatisch auf, es sei denn, es wird in einer neuen Abstimmung von den Grundeigentümern verlängert.


Wichtig für BIDs ist, dass sie auf privatem Engagement aufbauen und keine öffentlichen Gelder in Anspruch nehmen.
BIDs wurden Anfang der 1970er Jahre in Kanada erfunden, dort gibt es heute circa 300 BIDs; in den USA gibt es 1400 BIDs. Verlässt man Nordamerika und schaut nach Deutschland, so stehen BIDs noch am Anfang. Probleme ergeben sich vor allem bei der Verankerung der Abgabenzahlungen im Landesgesetz. Unter Juristen bestehen unterschiedliche Auffassungen über die Zulässigkeit der Abgaben. Der Freistaat Bayern hat BIDs eine klare Absage erteilt.

Beispiel Bayern: Das Projekt „Leben findet Innenstadt“

Die Oberste Baubehörde des Freistaat Bayerns stellte im Jahr 2005 das Modellvorhaben „Leben findet Innenstadt“ vor. Diese Initiative basiert auf „Public-Private-Partnership“, also die Kooperation von öffentlicher Hand und Privaten. Sie soll die Innenstädte und Ortszentren stärken. Das Modellvorhaben richtet sich an bayerische Städte und Gemeinden, die gemeinsam mit Grundstücks- und Immobilieneigentümern, Gewerbetreibenden und Bewohnern die Initiative ergreifen und ein innerörtliches Gebiet aktivieren wollen.

Diesen werden in der Umsetzungsphase Fachleute aus den Bereichen Städtebau und Einzelhandelsgeographie als professionelle Prozessbegeleitung zur Verfügung gestellt. Außerdem soll ein Projektmanager die Zusammenarbeit über einen Zeitraum von zwei Jahren organisieren und die unterschiedlichen Interessengruppen zusammenführen. Die oberste Baubehörde übernimmt für diese Person einen wesentlichen Anteil der Vergütung, mindestens ein Drittel muss aber von privater Seite bereitgestellt werden.

Im Projektzeitraum 2006/2007 sollen öffentliche und private Aktivitäten gebündelt und investive und nichtinvestive Projekte entwickelt, gestaltet und umgesetzt werden. Weitere Ziele sind z.B. die Nutzungsvielfalt und Lebendigkeit der Innenstädte und Ortskerne durch Aktivitäten von Eigentümern, Einzelhändlern, Dienstleistungs- und Handwerksbetrieben zu stärken, um den urbanen Zusammenhang von Wohnen, Arbeiten, Versorgen und Kultur wieder attraktiv zu machen. Außerdem sollen private Aktivitäten und Investitionen angestoßen und Rahmenbedingungen für private Investoren geschaffen werden.

Was ist Citymarketing / Stadtmarketing?

Das Citymarketing, ist eine weitere Strategie mit der die Attraktivität der Innenstädte gefördert werden kann. Citymarketing gehört nicht direkt in den Bereich des Quartiersmanagements. Vielmehr ist das Citymarketing eine Säule des Stadtmarketings, welches ein Leitbild für die Stadt formuliert und die Stadt als „Produkt“ betrachtet. Weitere Säulen des Stadtmarketings sind z.B. das Tourismusmarketing oder das Standortmarketing. Das Stadtmarketing hat die gesamte Stadt als Gesamtprodukt darzustellen. Das Citymarketing hingegen ist für die Innenstadt verantwortlich (also für einen räumlich abgegrenzten Bereich) und soll vor allem die Attraktivität steigern und den Einzelhandel, der im Kontext der großen Einkaufszentren auf der „grünen Wiese“ gestärkt werden sollte, positionieren. Ein Citymanager kümmert sich um diese Belange. Mittel sind u.a. die Steigerung des Faktors Erlebnis in der Stadt (Straßenfeste, Aktionen), die Gestaltung des Stadtbildes und vor allem das Werben für die City (z.B. City-Zeitung, Imagewerbung). Der Citymanager ist darüber hinaus Ansprechpartner für alle Akteure des Viertels. Er bündelt alle Maßnahmen und Interessen, so dass ein Ziel schneller und effektiver erreicht werden kann.

Das südliche Bahnhofsviertel in München: Quartiersentwicklung durch identitätsorientierte Markenführung

Das südliche Bahnhofsviertel in München ist geprägt durch ein Nebeneinander verschiedener Nutzungen, Branchen und Bevölkerungsgruppen. Diese Eigenschaften bieten ein großes Potential für Großstadtflair und Multikultur, sowie für innovative Start-Up-Unternehmen und exklusive Hotels. Diese Qualitäten überlagern sich mit der Dominanz von Sexshops und Spielhallen. Durch eine Zusammenarbeit mit den beteiligten Einwohnern und Akteuren sollen Quartiersidentität und das Quartiersimage gestärkt werden. Ziel ist eine Quartiersentwicklung durch identitätsorientierte Markenführung zu erreichen.